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Die Kodexkommission- ein Auslaufmodell?
Datum: Donnerstag, dem 25. November 2010
Thema: CMS Infos


Der Aufsichtsratsvorsitzende der BASF Dr. h.c. Eggert Voscherau stellt in seiner Rede, welche er am 26. Oktober im Deutschen Aktieninstitut in Frankfurt/Main hielt, kritisch dar, in welchem Umfang seiner Ansicht nach die Arbeit von Aufsichtsratsmitgliedern durch gesetzgeberische Aktivitäten erschwert wird und warum gelegentlich sogar von einem Missbrauch des Kodex seitens der Politik gesprochen werden kann. Weiterhin beschäftigt er sich mit der Frage, ob die Kodex-Kommission überhaupt noch als zeitgemäß anzusehen ist. Ebenso wie der Lufthansa Aufsichtsratschef Jürgen Weber (vergleiche Blog-Beitrag vom 01.10.2010, http://germanboardroom.de/index.php/leser/items/selbstbeschraenkung__oder_selbstaufloesung.html) ist er als einer der Vorreiter anzusehen, die einer Überregulierung von Seiten des Kodex entgegentreten. Nachfolgend finden Sie Auszüge der Rede von Herrn Dr. h.c. Eggert Voscherau. (Die Rede liegt GermanBoardRoom in ungekürzter Fassung vor).

"Anforderungen an Aufsichtsratsmitglieder"
Deutsches Aktieninstitut
am 26.Oktober 2010

-Es gilt das gesprochene Wort-

Meine Damen und Herren,
...
Ich halte es für ausgesprochen kritisch, aus einigen Dutzend Fehlleistungen pauschal abzuleiten, dass Aufsichtsratsmitglieder in Deutschland mehr oder weniger unzureichend qualifiziert sind und deshalb die Aufsichtsratsarbeit neu auszurichten (d.h. noch mehr zu reglementieren) sei. Wenn ich mit die Arbeit anschaue, wie erfolgreich die deutsche Industrie -auch im internationalen Vergleich- nicht nur die gegenwärtige Krise bewältigt hat, sondern seit Jahrzehnten erfolgreich ist, besagt da nicht nur viel über die Kompetenz der Aufsichtsräte in unserem Land, sondern steht auch im Widerspruch zum Eindruck aus der Berichterstattung.

Der Ruf nach weiterer Regulierung wurde krisenbedingt laut, und der Gesetzgeber folgte natürlich. Ich möchte die Qualität der neuen gesetzlichen Regelungen nicht im Detail bewerten, erkenne jedoch selbstkritisch an, dass auf einigen Feldern Handlungsbedarf bestand.

Leider ist es aber so, dass der Kodex von der Politik in der Form missbraucht wird, dass aus Empfehlungen zur Befriedung gesellschaftspolitischer Zwänge - die man vielfach mit heraufbeschworen hat - urplötzlich Gesetze werden.

Das neue Regelungsumfeld mit dem MoMiG, BilMoG, ARUG oder VorstAG sowie dem Risikobegrenzungsgesetz hat die persönliche Haftung von Aufsichtsräten und die Wahrnehmung ihrer Kontrollfunktion so verschärft, dass der Bogen überspannt wurde. Wenn die Politik plant, das noch weiter auszudehnen, so möchte ich anregen, diese Ausweitung erst auf die Glaubwürdigkeit politischer Versprechungen und somit auf die politische Führungsriege selbst anzuwenden.
...
Ich glaube, es ist an der Zeit, den lobenswerten Ansatz in Form des Corporate Government Kodex als inzwischen abgearbeitet zu betrachten (die Kommission aufzulösen? - alles muss ja ein Ende haben -) und den Unternehmensleitungen die Gelegenheit zu geben, sich wieder voll auf die Führung der Unternehmen zu konzentrieren. Erfolgt kommt nicht von selbst!
...
Natürlich geben Gesetze und die Regeln des "Deutschen Corporate Governance Kodex" den Rahmen vor, innerhalb dessen die Aufsichtsratsarbeit zu erfolgen hat. Aber dieser Teil gehört für mich zum Handwerkszeug und fast zur Allgemeinbildung eines Aufsichtsrats auf der Anteilseignerseite, wie die Fähigkeit, den Geschäftsabschluss zu beurteilen oder die Bilanz und die Ergebnisrechnung lesen zu können. Der Erfolg ist nicht davon abhängig.
...
Aufsichtsrat zu sein, heißt, im Kräftefeld von Ökonomie, Ökologie und gesellschaftlichen Belangen vernünftig ausbalanciert zu operieren. Denn erfolgreiches, wirtschaftliches Handeln ist auf Dauer nur in einer intakten Unternehmensstruktur möglich. Für die Exportnation Deutschland ist das eine Überlebensnotwendigkeit.
...
Dass der personellen Zusammensetzung des Aufsichtsratsgremiums große Bedeutung zukommt, lässt sich aus der genannten Aufgabenvielfalt leicht erkennen. Kein Aufsichtsratsmitglied allein kann die gesamte Komplexität großer Unternehmen umfassend beherrschen und nur externe schon überhaupt nicht. Aufsichtsratsarbeit ist Teamarbeit und damit Addition von Wissen. Je größer ein Aufsichtsratsorgan ist, umso schwerfälliger wird es.
...
Für mich ist eine gute transparente Corporate Governance die wesentliche Leitlinie für das handeln in einer Organisation. ... Ein wichtiges Anliegen dabei ist es, eine dem Unternehmen angemessene Besetzung der verantwortlichen Unternehmensorgane Vorstand und Aufsichtsrat sicherzustellen und so die Grundlage für nachhaltigen Erfolg des Unternehmens zu legen.
...
Für all das brauchen wir eigentlich weder den Staat noch die Corporate Governance Kommission, denn es liegt im ureigenen Interesse jedes Unternehmens und seiner Gremien, bestmöglich besetzt zu sein. Davon hängt der Erfolg ab.

Wir wären doch angesichts des Fachkräftemangels und der Demographie nicht bei Sinnen, würden wir z. B. nicht Frauen fördern und sie auch in Führungspositionen bringen! Ich bitte Sie!
...
Was wir brauchen, ist eine erkennbare Balance zwischen einem Handeln, das sowohl die Zwänge der Realität als auch ethische Normen berücksichtigt. Dabei ist die Unternehmensführung selbst daran interessiert, dies in ihren Zielen und Werten zu verankern. Denn letztlich wird nachhaltig nur das Realität werden, was im eigenen Fokus steht und in den Zielen für das Unternehmen auch sichtbar angestrebt wird. Und diese Realität sollte man objektiv auditieren und im Jahresbericht publizieren.
...
Abschließend nun noch einmal kurz zu dem Selbstverständnis eines Aufsichtsrats:
Es muss ein Gremium sein, das
- einen breiten internationalen Erfahrungshintergrund aus guten und stürmischen
Geschäftssituation heraus hat
- unterschiedliches Branchenwissen kombiniert
- in mitbestimmten Unternehmen Erfahrung mit dem Sozialpartner mitbringt
- in seinem Kreis möglichst auf internes Wissen zurückgreifen kann
- und die richtige Grundeinstellung hat,
sich damit der Verantwortung und Bedeutung einer Aufsichtsratsfunktion bewusst ist und sie im Interesse des Unternehmens sowie der Aktionäre ausübt.
...
Vielen Dank meine Damen und Herren.

GermanBoardRoom ist ein 360° Full-Service Dienstleister für Aufsichtsräte und Beiräte. Das Leitbild von GermanBoardRoom ist "der professionelle Aufsichtsrat in Zeiten globaler Corporate Governance".
GermanBoardRoom GmbH
Peter H. Dehnen
Prinz-Georg-Str. 91
40479
Düsseldorf
gbr.advisor@germanboardroom.de
0211 / 449703
http://germanboardroom.de


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Der Aufsichtsratsvorsitzende der BASF Dr. h.c. Eggert Voscherau stellt in seiner Rede, welche er am 26. Oktober im Deutschen Aktieninstitut in Frankfurt/Main hielt, kritisch dar, in welchem Umfang seiner Ansicht nach die Arbeit von Aufsichtsratsmitgliedern durch gesetzgeberische Aktivitäten erschwert wird und warum gelegentlich sogar von einem Missbrauch des Kodex seitens der Politik gesprochen werden kann. Weiterhin beschäftigt er sich mit der Frage, ob die Kodex-Kommission überhaupt noch als zeitgemäß anzusehen ist. Ebenso wie der Lufthansa Aufsichtsratschef Jürgen Weber (vergleiche Blog-Beitrag vom 01.10.2010, http://germanboardroom.de/index.php/leser/items/selbstbeschraenkung__oder_selbstaufloesung.html) ist er als einer der Vorreiter anzusehen, die einer Überregulierung von Seiten des Kodex entgegentreten. Nachfolgend finden Sie Auszüge der Rede von Herrn Dr. h.c. Eggert Voscherau. (Die Rede liegt GermanBoardRoom in ungekürzter Fassung vor).

"Anforderungen an Aufsichtsratsmitglieder"
Deutsches Aktieninstitut
am 26.Oktober 2010

-Es gilt das gesprochene Wort-

Meine Damen und Herren,
...
Ich halte es für ausgesprochen kritisch, aus einigen Dutzend Fehlleistungen pauschal abzuleiten, dass Aufsichtsratsmitglieder in Deutschland mehr oder weniger unzureichend qualifiziert sind und deshalb die Aufsichtsratsarbeit neu auszurichten (d.h. noch mehr zu reglementieren) sei. Wenn ich mit die Arbeit anschaue, wie erfolgreich die deutsche Industrie -auch im internationalen Vergleich- nicht nur die gegenwärtige Krise bewältigt hat, sondern seit Jahrzehnten erfolgreich ist, besagt da nicht nur viel über die Kompetenz der Aufsichtsräte in unserem Land, sondern steht auch im Widerspruch zum Eindruck aus der Berichterstattung.

Der Ruf nach weiterer Regulierung wurde krisenbedingt laut, und der Gesetzgeber folgte natürlich. Ich möchte die Qualität der neuen gesetzlichen Regelungen nicht im Detail bewerten, erkenne jedoch selbstkritisch an, dass auf einigen Feldern Handlungsbedarf bestand.

Leider ist es aber so, dass der Kodex von der Politik in der Form missbraucht wird, dass aus Empfehlungen zur Befriedung gesellschaftspolitischer Zwänge - die man vielfach mit heraufbeschworen hat - urplötzlich Gesetze werden.

Das neue Regelungsumfeld mit dem MoMiG, BilMoG, ARUG oder VorstAG sowie dem Risikobegrenzungsgesetz hat die persönliche Haftung von Aufsichtsräten und die Wahrnehmung ihrer Kontrollfunktion so verschärft, dass der Bogen überspannt wurde. Wenn die Politik plant, das noch weiter auszudehnen, so möchte ich anregen, diese Ausweitung erst auf die Glaubwürdigkeit politischer Versprechungen und somit auf die politische Führungsriege selbst anzuwenden.
...
Ich glaube, es ist an der Zeit, den lobenswerten Ansatz in Form des Corporate Government Kodex als inzwischen abgearbeitet zu betrachten (die Kommission aufzulösen? - alles muss ja ein Ende haben -) und den Unternehmensleitungen die Gelegenheit zu geben, sich wieder voll auf die Führung der Unternehmen zu konzentrieren. Erfolgt kommt nicht von selbst!
...
Natürlich geben Gesetze und die Regeln des "Deutschen Corporate Governance Kodex" den Rahmen vor, innerhalb dessen die Aufsichtsratsarbeit zu erfolgen hat. Aber dieser Teil gehört für mich zum Handwerkszeug und fast zur Allgemeinbildung eines Aufsichtsrats auf der Anteilseignerseite, wie die Fähigkeit, den Geschäftsabschluss zu beurteilen oder die Bilanz und die Ergebnisrechnung lesen zu können. Der Erfolg ist nicht davon abhängig.
...
Aufsichtsrat zu sein, heißt, im Kräftefeld von Ökonomie, Ökologie und gesellschaftlichen Belangen vernünftig ausbalanciert zu operieren. Denn erfolgreiches, wirtschaftliches Handeln ist auf Dauer nur in einer intakten Unternehmensstruktur möglich. Für die Exportnation Deutschland ist das eine Überlebensnotwendigkeit.
...
Dass der personellen Zusammensetzung des Aufsichtsratsgremiums große Bedeutung zukommt, lässt sich aus der genannten Aufgabenvielfalt leicht erkennen. Kein Aufsichtsratsmitglied allein kann die gesamte Komplexität großer Unternehmen umfassend beherrschen und nur externe schon überhaupt nicht. Aufsichtsratsarbeit ist Teamarbeit und damit Addition von Wissen. Je größer ein Aufsichtsratsorgan ist, umso schwerfälliger wird es.
...
Für mich ist eine gute transparente Corporate Governance die wesentliche Leitlinie für das handeln in einer Organisation. ... Ein wichtiges Anliegen dabei ist es, eine dem Unternehmen angemessene Besetzung der verantwortlichen Unternehmensorgane Vorstand und Aufsichtsrat sicherzustellen und so die Grundlage für nachhaltigen Erfolg des Unternehmens zu legen.
...
Für all das brauchen wir eigentlich weder den Staat noch die Corporate Governance Kommission, denn es liegt im ureigenen Interesse jedes Unternehmens und seiner Gremien, bestmöglich besetzt zu sein. Davon hängt der Erfolg ab.

Wir wären doch angesichts des Fachkräftemangels und der Demographie nicht bei Sinnen, würden wir z. B. nicht Frauen fördern und sie auch in Führungspositionen bringen! Ich bitte Sie!
...
Was wir brauchen, ist eine erkennbare Balance zwischen einem Handeln, das sowohl die Zwänge der Realität als auch ethische Normen berücksichtigt. Dabei ist die Unternehmensführung selbst daran interessiert, dies in ihren Zielen und Werten zu verankern. Denn letztlich wird nachhaltig nur das Realität werden, was im eigenen Fokus steht und in den Zielen für das Unternehmen auch sichtbar angestrebt wird. Und diese Realität sollte man objektiv auditieren und im Jahresbericht publizieren.
...
Abschließend nun noch einmal kurz zu dem Selbstverständnis eines Aufsichtsrats:
Es muss ein Gremium sein, das
- einen breiten internationalen Erfahrungshintergrund aus guten und stürmischen
Geschäftssituation heraus hat
- unterschiedliches Branchenwissen kombiniert
- in mitbestimmten Unternehmen Erfahrung mit dem Sozialpartner mitbringt
- in seinem Kreis möglichst auf internes Wissen zurückgreifen kann
- und die richtige Grundeinstellung hat,
sich damit der Verantwortung und Bedeutung einer Aufsichtsratsfunktion bewusst ist und sie im Interesse des Unternehmens sowie der Aktionäre ausübt.
...
Vielen Dank meine Damen und Herren.

GermanBoardRoom ist ein 360° Full-Service Dienstleister für Aufsichtsräte und Beiräte. Das Leitbild von GermanBoardRoom ist "der professionelle Aufsichtsrat in Zeiten globaler Corporate Governance".
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